Die gesamte Wertschöpfungskette für Lebensmittel, von der Landwirtschaft bis zum Verbraucher, kämpft mit großen Abfallmengen. Diese sind teuer, umwelt- und klimaschädlich. Allein im Lebensmitteleinzelhandel fallen in Deutschland jährlich rund 500.000 Tonnen Abfälle an*. Die damit einhergehenden Umsatz-Verluste liegen bei fast 2,5 Milliarden Euro**. Der Handel gerät zunehmend unter Druck – denn viele Tonnen Abfall könnten vermieden werden. Das Einführen intelligenter Lösungen, um nachhaltiger und wirtschaftlicher zu arbeiten, steht deshalb bereits auf der Agenda vieler Einzelhändler.
Doch gerade im Lebensmitteleinzelhandel ist das eine immense Herausforderung. Zwei Punkte schlagen hier besonders zu Buche: Zum einen bestehen große Teile der Sortimente aus Frische- und Verfallsprodukten mit kurzen bis sehr kurzen Lebenszyklen. Zum anderen verlangt ein proaktiver und stringenter Abverkauf dieser Produkte oftmals viel Zeit seitens der Filialmitarbeiter – und das täglich. Frische- und Verfallsprodukte müssen regelmäßig geprüft und wenn nötig aussortiert oder neu etikettiert werden. Oft sind die Filialmitarbeiter aber ohnedies schon stark ausgelastet – vom Personalmangel ganz zu schweigen. Ressourcenschonend zu arbeiten, bedeutet hier also vor allem, robuste Prozesse zu schaffen, die einfach in die täglichen Abläufe in der Filiale zu integrieren sind und keinen Mehraufwand für das Personal erzeugen.
Daten als Voraussetzung für effektives Pricing
Nun liegt die Vermutung mehr als nahe, dass sich diese Herausforderungen mit dem aktuellen Stand der Digitalisierung und Technologisierung vergleichsweise einfach lösen lassen müsste. Jedoch ist das in der Tat nicht der Fall. Der stationäre Handel verfügt im Gegensatz zum E-Commerce nach wie vor kaum über die dafür notwendige Daten-Grundlage. Um Abverkaufsprozesse proaktiv und datengetrieben steuern zu können, wären hochgradig aktuelle Bestands- und Haltbarkeitsdaten auf SKU (Stock Keeping Unit)-Ebene nötig. Genau diese Daten sind oft nicht vorhanden und werden auf absehbare Zeit auch nicht automatisiert bereitgestellt werden können. Gelebte Praxis in der Filiale ist daher immer noch die tägliche Sichtprüfung betreffender Produkte. Hierbei kontrollieren insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel die Filialmitarbeiter täglich die MHDs (Mindesthaltbarkeitsdaten) der Frischeprodukte sowie die zugehörigen Restbestände und diskontieren händisch die Artikel, die am dringendsten abverkauft werden müssen. Dieser Prozess ist sehr zeit- sowie personalaufwändig und darüber hinaus fehleranfällig.
Solange SKU-bezogene MHD- und Bestandsdaten nicht automatisiert erfasst werden können (z.B. über RFID Technologie, also das automatische und berührungslose Identifizieren und Lokalisieren von Produkten mittels Radiowellen), braucht es eine alternative Lösung, die zumindest den Prozess in der Filiale Software-gestützt vereinfacht – im besten Fall sogar optimiert. Zu diesem Zweck hat GK eine neue App entwickelt: Die InStore Check & Price App. Sie ist eine praktische Ergänzung zur bewährten Preisoptimierungs-Lösung GK AIR Dynamic Pricing und wurde für die besonderen Herausforderungen des stationären Einzelhandels entwickelt. Im ersten Schritt unterstützt die App die Mitarbeiter in der Filiale durch Software-gestütztes Bestands- und MHD-Management. Dadurch schaffen die Filialmitarbeiter im Rahmen ihres täglichen Arbeitsablaufs die Datengrundlage, die einen vorausschauenden und agilen Abverkauf verderblicher Waren möglich macht. Auf dieser Grundlage kann die Dynamic Pricing Lösung im zweiten Schritt über die App optimale Abverkaufs-Preise bzw. Rabatte berechnen. Wichtig ist dabei, dass das System datengestützte Entscheidungen trifft (statt zum Beispiel 50% auf alles), die auf der aktuellen Nachfrage auf Kundenseite beruhen. Je nachdem, wieviel Zeit bis zum endgültigen Abverkaufsdatum bleibt, stellt die Lösung ad-hoc rabattierte Preise oder Discounts für jedes Produkt bereit.
InStore Check & Price App: Einfach in bestehende Prozesse zu integrieren
Entscheidend ist, dass die InStore Check & Price App an die Prozesse angeknüpft, die in der Filiale ohnedies schon existieren. Auch mehrstufige Prozesse mit verschiedenen Verantwortlichkeiten innerhalb der Filiale können mit der App umgesetzt werden, beispielsweise erfasst Person 1 die Informationen zu den Produkten mittels Scanfunktion in der App und Person 2 ändert die Preise. Die Applikation hat damit den großen Vorteil, dass sie nah am jeweils bestehenden Prozess funktioniert und ohne zusätzliches Personal oder Technik (z.B. Elektronische Preisschilder) auskommt.
Zusammengefasst profitieren Händler im LEH durch das zielgenaue Bepreisen von Frische- und Verfallsprodukten von folgenden Mehrwerten:
- Durch das proaktive Bepreisen der Frische- und Verfallsprodukte reduzieren Händler ihre Lebensmittelabfälle und gestalten so ihr Geschäft nachhaltiger.
- Durch den höheren Abverkauf erreichen Händler auch einen höheren Umsatz (statt Verlusten durch nicht verkaufte Ware).
- Zudem erreichen Händler mit dem Digitalisieren des Prozesses durch die InStore Check & Price App ein transparentes Reporting für ihre Filiale.
Über das Bepreisen von Frische- und Verfallsprodukten hinaus, übernimmt die auf Künstlicher Intelligenz basierende Pricing-Software GK AIR Dynamic Pricing auch die Bepreisung des gesamten Sortiments. So sind Händler in der Lage, täglich optimale Preisentscheidungen zu treffen – für jedes Produkt und für jede Filiale oder jeden Verkaufs-Kanal. So werden nicht nur Abschriften reduziert, sondern darüber hinaus der Erfolg von Umsatz- und Ertragsstrategien optimiert. Gesamtheitlich erreichen Händler damit eine planvolle und vor allem nachhaltige Wirtschaftlichkeit. Weitere Details zum Einsatz von Dynamic Pricing im Lebensmitteleinzelhandel lesen Sie in meinem Blogbeitrag „Dynamic Pricing im LEH – 5 Lösungsansätze“. Wenn Sie zudem generell mehr über aktuelle Entwicklungen in punkto dynamische Preise im Handel erfahren möchten, lege ich Ihnen das Interview “Das Potenzial der Preise” von Stores + Shops mit Jens Scholz, CEO von prudsys | Member of the GK Software Group ans Herz.
* https://www.fleischwirtschaft.de/wirtschaft/nachrichten/Lebensmittelverschwendung-Zu-viel-im-Muell-44156
** https://www.rundschau.de/artikel/bilanz-zur-lebensmittelverschwendung-im-leh